Am Limfjord
Urlaub am Limfjord 2002
(von Francis Marx)
Unsere Route:
Skive-Fur-Nyköbing-Sillerslev-Jegindoe-Doverodde-Thisted-Loegstoer-Hvalpsund-Skive
Der Limfjord ist eins der größten geschlossenen Segelgebiete
Skandinaviens (120x60km). Im Norden des dänischen Festlandes (Jütland),
verbindet er die Nordsee und die Ostsee.
Er kann auf eine lange
Geschichte der Besiedlung zurückschauen. Schon in der Mittelsteinzeit
siedelten hier Menschen, die heute unter dem Namen „Erteböllekultur“ in
der Archäologie Berühmtheit erlangt haben. Von den Wikingern wurde der
Limfjord als Verbindungsweg benutzt, um die oft stürmische Route durchs
Skagerak und Kattegat um Skagen herum zu vermeiden. Hier trafen sich
auch die Wikingerflotten, die dann mit ihren gefürchteten Drachenbooten,
ganz Europa plünderten. Das Gebiet um den Limfjord wurde zu einer der
Kernregionen des Königreiches Dänemark. Hier entstanden auch die ersten
christlichen Kirchen in Skandinavien und riesige runde Festungsanlagen,
die bis heute zu bestaunen sind. Er verlor im späten Mittelalter an
Bedeutung, da die Durchfahrt in die Nordsee immer mehr versandete. Erst
im 19. Jahrhundert wurde durch eine Sturmflut wieder eine schiffbarer
Weg hergestellt. Heute kennt man den Limfjord vor allem dadurch, das von
der Hafenstadt Glyngör unter gleichem Namen Fischkonserven in die ganze
Welt verkauft werden und durch den Alborg-Aquavit, einem absolut
finsteren Schnaps, der für mich wie eine Mischung aus Altöl, Waltran und
Tränengas schmeckt – Naja, oder so ähnlich.
Unser Urlaub fing schon gut an. Wir mussten in die Winterlagerhalle einbrechen und unseren eigenen Trailer klauen, da der Hallenbesitzer einfach in Urlaub gefahren ist und – Ordnung muss sein – trotz Absprache alles verschlossen hat. Ein Stahlsägeblatt später ging es dann los. Bei strömendem Regen fuhren wir in knapp neun Stunden die 700 Kilometer nach Norden. Dies sollte dann der einzige Regen des gesamten Urlaubs bis zum Tag unserer Abreise bleiben. Bei strahlendem Sonnenschein und grösstenteils idealen Segelbedingungen mit Winden zwischen 3 und 5 Windstärken, konnte wir in den zwei Urlaubswochen insgesamt neun Häfen besuchen. Die absolut umwerfende Landschaft und die netten Einwohner entschädigten uns reichlich für das praktisch nicht vorhandene Nachtleben in den Häfen. Abends um 10 Uhr wurden die Bürgersteige hochgeklappt. Auf unseren Segeltouren von einem zum nächsten Hafen umspielten uns fast täglich Seehunde, die neben uns schwammen, oder neugierig hinter uns herschauten. Neben dem Segeln blieb auch noch genug Zeit für Fahrradtouren, Baden und abendliches Grillen an einsamen Stränden, denn die Entfernungen zwischen den Häfen waren mit ca. 15-20 Seemeilen gut zu schaffen. Auch die Versorgungslage, die ja gerade bei kleinen Booten ohne Strom bei Hitze nicht immer ganz einfach ist, war nie ein Problem.
Am aufregensten war sicherlich die Etappe über die „Lögstör-Bredningen“. Bei vier bis fünf Windstärken, knapp einem Meter Welle und teilweise komplett ohne Landsicht mussten wir per Kompassnavigation eine Boje ansteuern, die uns sicher in den Hafen von Lögstör leiten sollte. Unter solchen Bedingungen wird ein Micro schon ziemlich klein und die Welt um einen herum relativ gross. Aber auch dies konnte wir ohne kritische Momente meistern. Interessant war auch ein Treffen mit zwei jungen Schweizer Seglern, die mit ihrem Corsaire-Micro dort oben Urlaub machten und mit uns einen fröhlichen Abend verbrachten.
In Erinnerung bleibt mir ein schöner Urlaub in einem tollen Land. Wer sich durch die weite Anreise und die relativ hohen Preise nicht abschrecken lässt, findet hier das ideale Revier für einen Fahrtensegelurlaub auf einem Micro.
Weitere Infos:
Entfernung: ca. 550 km ab Hannover
Kran/Slipmöglichkeiten:
Fast jeder größere Hafen hat eine Sliprampe. Gute Anfangshäfen sind
Skive, Hvalpsund, Struer, Nibe und Nyköbing. In Skive ist das Slippen
umsonst und der Anhänger steht ebenfalls umsonst auf einem extra dafür
ausgewiesenen Parkplatz.
Liegeplatzgebühren in den Häfen pro Nacht: Für Micros umgerechnet zwischen 5 und 12 Euro
Sanitäre
Einrichtungen: Aufgrund der strengen Auflagen hatte fast jeder Hafen
perfekte sanitäre Anlagen mit Duschen. Zum größten Teil waren in den
Yachthäfen auch Waschmaschinen und sogar speziell für die Gäste
ausgewiesene Küchen und Aufenthaltsräume vorhanden. Strom und Wasser
sind direkt an den Stegen.
Seekarte: DHI-Karte, Nr.81, Limfjord, westlicher und östlicher Teil
Sonstige von uns verwendete Literatur:
– Dänemarks Häfen aus der Luft, Delius Klasing Verlag
– Sejlernes Logbog Havnelods, Nr.1, http://www.sejlerens.com (sehr empfehlenswert!!!)
– Knaurs Kulturführer Dänemark
– YACHT 16/2004 – Dänemarks stiller Norden
Sonstiges: Der Limfjord verlangt aufgrund seiner vielen Flachs und den Naturhäfen Grundkenntnisse in Navigation