Wo finde ich Informationen zu den einzelnen Micro-Typen?
Der Bootsmarkt ist in Deutschland groß und teilweise unübersichtlich. Manchmal findet man Micros unter dem Suchbegriff „Micro“, „Microcupper“ oder „Microtonner“ in den Anzeigen, häufiger stehen die Schiffe aber unter ihrem Modell- oder Werftnamen. Wir führen ein Archiv mit Materialien zu den einzelnen Bootstypen, können teilweise Kontakte zu Eignern vermitteln oder zumindest einige Worte zum Schiff sagen. Kontaktieren Sie uns, falls Sie Informationen zu bestimmten Bootstypen suchen. Keine Angst, Sie müssen dafür weder Mitglied in der Klassenvereinigung sein, noch sofort werden, auch wenn wir uns natürlich eine Mitgliedschaft erhoffen, falls Sie Microeigner werden und wir dabei eine Hilfe waren. Häufig hilft es übrigens, ein paar Bilder vom Schiff oder einen Link mitzuschicken, damit man das Modell oder die Version eines Modelles schneller herausfinden kann.
Regattasegeln im Micro?
Das Regattasegeln im Micro ist keine Hexerei! Bei uns herrscht zwar eine für Konstruktionsklassen typische technische Konkurrenz bei den Spitzenplätzen, aber es findet keine Materialschlacht statt. Jedes Boot „von der Stange“ kann bei uns auf Regatta bestehen, und das fast unabhängig vom Alter des Bootes oder der Mannschaft. Dafür sorgt u.a. eine Yardstickwertung der unterschiedlichen Bootstypen innerhalb der Microklasse. Unsere Klasse ist berühmt für seine Geselligkeit und Unkompliziertheit. Einfach dazu kommen, mitsegeln und Spass haben, denn für uns alle ist das Regattasegeln Freizeit. In Deutschland finden Regatten nur auf Binnenseen statt. Das bedeutet, dass man zu zweit oder dritt bei unseren Regatten starten darf. Unsere Regattasegler sind vom Alter zwischen 30 und 75. Die meißten Crews bei uns bestehen aus Männern, aber es gibt auch viele gemischte Crews und auch Familiencrews mit Kindern an Bord. Es gibt bei uns in Deutschland keine professionellen Segler und mit Sponsorgeld hochgerüstete Teams, auch wenn es natürlich durchaus ambitionierte Mannschaften mit Ehrgeiz und Können gibt, die ihr Handwerk verstehen und von denen man etwas abgucken und lernen kann. Man muss auch keine Angst haben, gleich auf einen Messbrief angesprochen zu werden. Solange man sein Schiff nicht absichtlich abseits der Vorschriften zum eigenen Vorteil verändert, sind wir auf nationalem Level da eher großzügig. Wir freuen uns auch über Mannschaften, die nicht in der Klassenvereinigung Mitglied sind. Unsere Regatten sind immer so organisiert, dass ein unkompliziertes Kranen oder Slippen im Meldegeld eingeschlossen ist und am Steg ein Liegeplatz vorhanden ist. Abends gibt es immer ein geselliges Beisammensein, meist mit Freigetränken und einem Abendessen. Auch Zelt- und Wohnmobilplätze sind kein Problem und der vielleicht nicht mitsegelnden „Fanclub“ genießt selbstverständlich auch die Gastfreundschaft der ausrichtenden Vereine. Eine stressfreie Anreise am Freitagabend ist meist kein Problem. In unserem Regattakalender steht bei jeder Regatta ein Ansprechpartner, der gerne weitere Fragen beantwortet. Wir sind im Vergleich zu Einheitsjollenklassen eine kleine Klasse, die vom Engagement der vielen Freizeitsegler lebt, die ein-zwei Mal im Jahr der Ehrgeiz packt. Hier kennt jeder jeden und man wird schnell in diese Runde aufgenommen. Mach doch einfach mal mit bei uns, wir freuen uns über jeden „Neuen“!
Wie schnell ist ein Micro?
Micros sind in ihrer Konstruktion auf gute Allroundeigenschaften mit einem Geschwindigkeitsoptimum bei schwachen und mittleren Winden auf Binnenseen und in Küstennähe ausgelegt. Mit einer Segeltragezahl von 6,5 (Segelfäche im Verhältnis zum Gewicht) gehört ein Micro mit zu den schnellsten Kajütbooten, die es auf dem deutschen Markt in der Größenkategorie bis 7 Meter zu kaufen gibt. Natürlich sind die sogenannten „Sportboote“, wie z.B. Seascape 18 auf bestimmten Kursen durch die großen Gennacker schneller, aber der Micro ist das ausgeglichenere Boot. Auf alle Kurse und jede Windstärke zusammen gerechnet schlägt er auf Dreiecksregatten häufig diese vermeintlich schnelleren Schiffe. Micros erreichen bereits bei zwei bis drei Windstärken ihre Rumpfgeschwindigkeit. Ab 4-5 Windstärken gerät ein Micro unter Spinacker ins Gleiten. Im direkten Vergleich sind Kajütboote erst ab 7,5m Meter Länge wieder in der gleichen Geschwindigkeitsklasse zu finden. In Yardstickwettfahrten, in denen die verschiedensten Boote gegeneinander antreten, erreichen Micros selbst nach gesegelter Zeit fast immer vordere Plätze. Segler, die das erste Mal auf einem Micro sitzen, sind besonders über die unglaublichen Manövriereigenschaft erstaunt. Aufkreuzen selbst auf engstem Raum zwischen Stegen ist kein Problem. Ein Vollkreis kann in nur wenig mehr als einer Bootslänge gedreht werden. Dies alles ist bereits bei dem relativ geringen Tiefgang eines Micros von 1,1m möglich, während viele andere Konstruktionen ihr Geschwindigkeitspotential auf flachen Revieren gar nicht ausspielen können, weil ihre Kiele oder Ruder nicht voll wirken
Wie viele Mitsegler brauche ich? Kann ich alleine damit segeln?
In Regatten sind Micros eigentlich für eine Besatzung von drei Personen ausgelegt, wobei die als Cruiser und Racer eingestuften Typen auf Binnenrevieren auch zu zweit antreten dürfen. Es hat sich ein Crewgewicht zwischen 170 und 250 Kilo bewährt. Für das Daysailing und Fahrtensegeln ist eine Crew aus zwei Personen ideal. Geübte Segler bewegen ihren Micro bei moderaten Bedingungen auch einhand ohne Probleme, wobei man sagen muss, dass Micros von der Konstruktion auf eine Crew ausgelegt sind. Je nach Modell gibt es hier Unterschiede in der Sportlichkeit der Schiffe, aber grundsätzlich sollte man bereit sein, den dynamischen Charakter der Schiffe, die das Segelverhalten von größeren Jollen mit dem Platzangebot von Kajütbooten verbinden, zu akzeptieren
Wie sicher ist ein Micro?
Micros sind dank ihrer Entstehung in Frankreich durch die dort geltenden Sicherheitsbestimmungen recht sichere Schiffe. Sie sind zwischen einem Jollenkreuzer und einem klassischen Kielschiff mit schwerem Ballastkiel einzuordnen. Micros besitzen genug Ballast, damit sich ein Schiff, wenn es auf der Seite liegt und am Masttop ein Gewicht von 10kg ist, wieder aufrichtet. (Fast alle Micros haben ein deutlich höheres aufrichtendes Moment von 15 bis 20 Kilo, Film) Ein Micro ist also „kentersicher“ aber nicht „unkenterbar“ (was kein Schiff ist). Auch im Micro sind Kenterungen unter Extrembedingungen schon vorgekommen, was aber normalerweise nur bei groben Fehlern der Crew bei Starkwind unter Spinnacker passiert und meist harmlos endet, indem sich das Schiff wieder aufrichtet. Die Klassenvorschriften schreiben vor, dass in einen auf der Seite liegenden Micro kein Wasser in die Kajüte eindringen darf. Jedes gebaute Schiff muss bestimmte Mindestanforderungen erfüllen. Alle Cockpits dieser Schiffe sind selbstlenzend. Ins Cockpit eingedrungenes Wasser läuft also über das Heck wieder hinaus. Die Klassenvorschriften fordern zusätzlich ein komplettes Sicherheitspaket, bestehend aus Ankergeschirr, Schwimmwesten, Rettungsring und Paddeln. Zusätzlich muss bei jedem Micro die Kajüte während des Segelns verschließbar sein. Sollte trotzdem ein Schiff leck schlagen oder Wasser in die Kajüte gelangen, haben Micros eine Restschwimmfähigkeit durch Einbau von Lufttanks oder Festauftriebskörpern. Ein regelkonformer Micro sollte also unter normalen Umständen nicht sinken. Micros sind also keine „Hochseeschiffe“, sondern vielmehr kleine Kreuzer, die auf Binnenseen und in Küstennähe sicheres und sportliches Segeln ermöglichen
Haben Micros Wohnkomfort unter Deck?
Die Racer besitzen mindestens drei Kojen, die auch mit Polstern versehen sind. Ausserdem haben sie Fenster in der Seite und eine Verkleidung des Innenraums mit Teppich. Hier kann man einen Kurzurlaub drauf verbringen, wenn man keine zu hohen Ansprüche stellt. Fürs „Daysailing“ bieten diese Schiffe auf jeden Fall genug Komfort. Die Kreuzer sind richtige kleine Fahrtenschiffe. Sie haben viel Wohnraum unter Deck und eine kleine Küche und ein paar Schränke fest eingebaut. In den sogenannten „Protos“ ist kein Komfort unter Deck zu erwarten. Auch wenn sie zwei Kojen haben müssen, kann man hier höchstens mal eine Nacht auf einer Luftmatratze als Zeltersatz verbringen
Wie teuer sind Micros?
Neuschiffe liegen je nach Werft und Ausrüstungsgrad in einem Preisbereich zwischen 20 und 30 Tsd Euro. Der Preis für gebrauchte Schiffe unterliegt durch die vielen Jahre, in denen es den Micos schon gibt, einer gewissen Spreizung. Je nach Alter und Zustand bekommt man Micros ab 1000 Euro. Für diesen Preis sollte man allerdings Bastelobjekte erwarten, die handwerkliches Geschick und nochmal das Doppelte an weiteren Investitionen verlangen. Schiffe, mit denen man gleich lossegeln kann, bekommt man ab ca. 4 bis 5 Tsd Euro. Für Schiffe im mittleren Alter und im guten bis sehr guten Zustand bezahlt man so grob zwischen 7 und 15 Tsd Euro. Mit diesen Schiffen kann man jederzeit auch Regatten fahren. Gebrauchte Regattaschiffe in Zustand „fast neu, zum Regattasieg geeignet“ kosten um die 15-20 Tsd Euro. Micros sind tolle Projekte für ein Refit. Ihre Größe macht sie garagentauglich und durch ihr Rumpfvolumen gibt es kaum Stellen, die man nicht für eine Ausbesserung erreicht. Gerade Schiffe aus den frühen 80er Jahren sind für wenig Geld zu finden und können gut „aufgemöbelt“ werden. Konstruktionen, wie die Neptune oder die Microsail sind nach einem Refit trotz ihres Alters absolut regattatauglich und siegfähig. Auch die Challengers, Jouets, Kelts und Firsts sind trotz ihres inzwischen hohen Alters immer noch einsetzbar und bieten für wenig Geld viel (Regatta-)Spaß, wenn man sie in gutem Zustand hält
Mit welchen Autos trailern?
Micros wiegen zwischen 450-650 Kilo, wobei diese Gewichte nicht evtl eingebaute Ausrüstung wie Batterien enthalten. Hinzu kommt der Trailer (gebremster Einachser). Man kann also je nach Kategorie und Ausrüstung mit Gewichten zwischen 600 und 1000 Kilo rechnen. Jeder kleinere Mittelklassewagen ab „Golf“-Grösse kann also einen Micro trailern
Wo segeln Micros?
In Deutschland werde Micros größtenteils auf Binnenseen im mittleren Teil Deutschlands gesegelt. Revierschwerpunkte liegen auf den Stauseen, Baggerseen und beruhigten Flussarmen in NRW, dem Rheinland, Hessen, dem Saarland und dem Maas-Gebiet an der belgischen Grenze. Viele Micros segeln auch auf den Berliner Seen und den Seen in Niedersachsen. Viele Eigner legen ihr Boot auch an die friesischen Seen in den Niederlanden. Neu in den letzten Jahren dazu gekommen sind Micros auf den neu geschaffenen Wassersportgebieten im Südosten Deutschlands
Muss man Micros kranen oder kann man sie slippen?
Dank des geringen Gewichts können Micros ohne größere Probleme geslippt werden, wenn eine ordentliche Slipbahn vorhanden ist. Der Trailer sollte mit einer Winde ausgerüstet sein. Slippen am Sandstrand ist nicht möglich. Je nach Winkel der Slipbahn und Trailer ist es manchmal nötig, den Ablaufweg durch eine ausreichend dicke Leine zwischen Trailer und Anhängerkupplung zu verlängern
Wo kann man Micros kaufen?
Gebrauchte Micros stehen hier im Internet inseriert. Es lohnt sich aber auch, die entsprechenden Anzeigenblätter durchzusehen. Häufig stehen die Micros aber nicht nur unter „Micro“, „Microcupper“ und „Microtonner“, sondern unter ihren Typennamen, wie z.B. „Kelt 550“. Es lohnt sich, in Holland (www.botentekoop.nl), Frankreich (www.leboncoin.fr) oder Polen (www.olx.pl/sport-hobby/sporty-wodne/) nach Angeboten zu schauen. Neue Micros werden meistens direkt von den Werften oder Händlern vertrieben. Nicht alle Micros werden zur Zeit noch gebaut. Die Internetadresse vieler Werften ist auf unserer Homepage, oder auf der Seite der Internationalen KV abrufbar
Welcher Micro für was?
Prototypen (Windjammer, Opus, Hot-Boat, Lucas, Arte,…) sind Schiffe, die in erster Linie für das Regattasegeln auf reinen Microregatten konstruiert sind. Sie sind extrem schnell, haben aber selbst für ein gemütliches Kaffeesegeln am Sonntag recht wenig Komfort. Racer (Microsail, Neptune,…) sind Schiffe, die auf einer reinen Micro-Regatta, in der Lage sind bei guten Bedingungen den einen oder anderen Proto zu schlagen. Die Serienwertung auf diesen Regatten gewinnen sie häufig. Im allgemeinen sind sie aber Schiffe, die bei Yardstickregatten und Clubmeisterschaften sportlich gesegelt werden können, häufig gewinnen und trotzdem ein wenig Fahrtensegelkomfort bieten. Kreuzer (Sailart 18, First 18, Kelt 5,50, Micro Challenger, Ricochet,…) sind ebenfalls noch lebendige und schnelle Schiffe, mit denen man mit viel Spass eine Regatta segeln kann. Sie bieten aber zusätzlich die Möglichkeit zum bequemen Weekend-Segeln
Worauf achten beim Bootskauf?
Wie bei jedem Bootskauf sollte man sich das Schiff sehr genau auch in die „Ecken“ schauen. Grundsätzlich gilt: Alter ist weniger wichtig als Pflegezustand. Ein gut gepflegtes GFK-Schiff ist auch nach über 30 Jahren noch gut segelbar, ein 15-jähriges ohne Pflege nicht. Die Pflege hängt nicht allein nur vom „Putzzustand“ des Schiffes ab, sondern vom Gesamtzustand: Kratzer, Lack/Öl auf Holzteilen, sachgemäße Reparaturen, gute und gewartete Beschläge, weich getretene GFK-Flächen, (…).
Micros sind eigentlich robuste Schiffe. Zu achten ist auf den Kielkasten (Hintere Kante wird beim Auflaufen schnell beschädigt) und die Kielaufhängung bei Hubkielern. Das Gelcoat im Bereich um dem Mastfuss, die Wantenaufhängung und das Ruder sollte nicht zu „weich“ sein oder übermässig viele Risse haben, wobei einzelen Risse durchaus vorkommen können. Vorsicht bei Schiffen mit Blasen oder Gelcoatabsplitterungen auf gerade Flächen im Unterwasserbereich. Das könnte Osmose, muss es aber nicht Osmose sein. Wenn möglich, die ausgeschäumten Auftriebstanks auf Feuchtigkeit untersuchen. Im Schaum kann sich Feuchtigkeit sammeln und langsam von Innen das GFK weich machen. In den frühen 80er Jahren gebaute Micros kommen jetzt auch langsam in ein Alter, in dem es zu Problemen mit der Sandwichbauweise kommen kann. Achten sie auf federnde Stellen in den Trittbereichen des Cockpits, rund um den Mastfuß und auf nicht mehr fest im GFK sitzende Relingsstützen. Das ist zwar reparabel, ist aber vom Kostenaufwand für Schiffe dieses Alters häufig nicht mehr rentabel, wenn man es bei einer Werft machen lässt. In Eigenregie lassen sich solche Schäden dagegen mit einigen Kenntnissen und genug Zeit relativ gut beheben. Am besten ist es immer, jemanden mit ein wenig Ahnung zur Besichtigung mit zu nehmen und sich das Schiff sowohl an Land, wie auch im Wasser zeigen zu lassen. Die Segel sind der Motor eines Schiffes. Planen Sie beim Bootskauf die Kosten für einen neuen Segelsatz mit ein.
Wie lerne ich die Microklasse kennen?
Wir reden auch mit Seglern, die nicht ein Mitglied in unserer Klassenvereinigung sind! Am einfachsten ist es, sich mit den Kontaktpersonen der Klassenvereinigung mal ganz unverbindlich per E-Mail oder Telefon in Verbindung zu setzen. Wenn man möchte, kann dann ein Treffen auf einer der zahlreichen Regatten in ganz Deutschland abgesprochen werden, wo man sich die verschiedenen Schiffe mal von Nahem anschauen und mal „Microluft“ schnuppern kann. Evtl. findet sich sogar die Gelegenheit mal eine „Proberunde“ mitzusegeln. Die KV bietet auch regelmäßig einen „Tag der offenen Kajütentür“ an. Es gibt auch Angebote von kommerziellen Vercharterern, die Micros im Angebot haben und man einfach mal einen Tag chartern kann. Hier kann die KV auch weiterhelfen.