Bericht über die Microcupper Weltmeisterschaft vom 3.7. bis 8.7.2023 am Traunsee, Oberösterreich
Bericht von Klaus Wellmann
Hinfahrt :
über die Hinfahrt kann ich (glücklicher Weise ) nichts Besonderes berichten. Über Passau auf der A3 kommend , hat man die Wahl entweder über das Autobahndreieck Welz zu fahren, oder den direkten Weg ( über die Landstraße ) zum Traunsee, vorbei dem Ort Wolfsegg am Hausruck. Letzteres kann ich nur empfehlen, denn von dort ist der Blick auf die Nordabstürze des sog. Toten Gebirge , in welche der Traunsee und Attersee usw. eingebettet sind, ist einfach sensationell !!!
Das Bergpanorama werde ich mir nun häufig im Internet betrachten. (webcam: https://wolfsegg.panomax.com/)
Wir wurden sehr freundlich im UYCT ( Union Yachtclub Traunsee) empfangen und lernten die Wettkampfleiterin “Stasi” ( Anastasia ) und ihre zwei weiteren Damen des Wettkampfleiter Teams kennen. Meine Hochachtung für diese Crew , bestehend aus engagierten Clubmitgliederinnen. Das findet man selten in der Regatta-Szene.
Gegründet wurde der UYCT im Jahr 1888 .weitere Infos: https://www.uyct.at/
Ich hatte die Möglichkeit in den alt ehrwürdigen und schön dekorierten Räumen aus der Festschrift zum 125 jähren Jubiläum ein paar Fakten zu entnehmen, die ich für meinen Bericht verwende.
Man kann die Traunsee in 3 bis 4 (Haupt)Windzonen einteilen:
- am Tag baut sich nach der Erwärmung der Felsen eine Thermik auf, die zum Nachfließen kühlerer Luft über den See aus dem Voralpenland führt. Somit kommt der sog. Niederwind ab Nachmittag aus Norden (NNO), der erst mit abnehmender Sonneneinstrahlung am Spätnachmittag/ bzw. frühen Abend abnimmt. Dieser konstante Wind mit mit 2 -3 Bft. über das Wasser.
- Im Gegensatz dazu, gibt es den sog. Oberwind ( auch auftretend bei Schlechtwetterlagen ), der aus Süden kommend, auch sehr stark sein kann. An der Engstelle vom See bei Traunkirchen am Westufer wurden sogar mal 11 Bft gemessen!
- Außerdem sind echte Westwinde eher selten, sei denn es handelt sich um den klassischen Gewitterwind.
- ein weiterer, jedoch seltenerer Wind ist der aus der Senke zwischen Grünberg und Moosberg aus OstNordOst hereinbrechende Wind. Der sog. „Moargarden“ weht in die Bucht von Gmunden und ist typisch für kurze Wellen , sowie heftige Böen auf dem See.
Im UYCT werden überwiegend Boote vom Typ Soling,Yngling, Optis usw. gesegelt. Es finden jährlich 4 Clubregatten statt. Der Verein zählt ca.550 Mitglieder und besitzt ein eigenes Clubhaus und Steganlagen.
An der Microcupperregatta 2023 haben teilgenommen :
9 x Boote aus Polen, 6 x Frankreich, 6 x Italien, 4 x Deutschland,1 x Österreich und 1 x Slowakei
Montag, den 3.7.2023
Beim Test der 90Grad Seitenlage eines Bootes, wird das Boot vom Steg aus mit vereinten Kräften auf die Seite gelegt und zusätzlich mit 10 kg (Proto und Racer, 15kg Cruiser) an der Spitze vom Mast beschwert.
Es wird geprüft ob die Schräglage damit nicht zunimmt.
Dieser Test ermittelt das Sicherheitspotential des Bootes im Falle einer Kenterung.
Wir waren die ersten beim Test. Aufgrund der Eile die geboten war, da noch eine Reihe von weiteren Booten zu prüfen war die hinter uns warteten, wickelte ich das Stahlseil vom Hubkiel zu schnell und zu weit ab (mein Fehler) , wobei bei der nächsten Verlagerung vom Boot, der Hubkiel ruckartig in die Endposition fiel und dabei das Stahlseil Abriss. (Konnte zum Glück durch neues Stahlseil aus Baumarkt wieder reparieren werden.)
Durch das Hantieren der Prüfkommision mit zuerst zu kurzen Gurten vom Kran und anschließendem Heben vom Boot über die Wasserlinie, zusammen mit vorherigem Malheur, war unser Skipper “angespannt und nervös”.
Er hat keine Handschuhe angezogen, die übrigen Kollegen ließen das Drahtseil los, während Volker das Drahtseil noch in der geschlossenen Hand hatte. Das sich aufrichtende Schiff jagte die Oberwant durch seine geschlossene Hand. Die Folge war eine schmerzhafte Brandwunde am Finger. Unsere aktive Teilnahme an der Regatta war in Gefahr.
Der Tag brachte aber auch etwas Gutes. Die Freunde aus Karlsruhe , GER 399, mußten an der Waage feststellen, dass ihr Boot , um 22 kg zu leicht war. Was tun ? Wo bekommt man in der Kürze der Zeit definierte Gewichte her ? Um so glücklicher war die Crew als sich im Gespräch mit uns ergab, dass Volker zur Sicherheit Trimmgewichte für sein Boot mitgenommen hatte. So konnten wir mit 25 kg leihweise aushelfen.
Überhaupt, das „Slippen“ der Boote verlief völlig entspannt, keinen Stress, kein Gedrängel – so sollte es sein.
Dienstag, der 4.7.2023
Es sollte am Nachmittag ein Probesegeln zum Kennenlernen des Reviers stattfinden – ohne Erfolg, denn ohne Wind kann man nicht segeln !
An dieser Stelle möchte ich auch Herrn Uli Finckh von der Jury des Wettkampfes danken. Wir kennen Herrn Finckh als bekannten Autor und Betreiber der Webseite https://www.finckh.net/ , der mit seiner fachlichen Kompetenz zu allen Regeln des Regattasegelns ein Begriff ist.
Am Abend wurden als Teilnehmer auf den Platz am Seeufer vor dem historischen Rathaus gebeten. Das Rathaus beherbergt ein Keramikglockenspiel, welches von der weltberühmten Porzellanmanufaktur Meißen (1756) in einem einzigartigen grün geflammten Dekor angefertigt wurde…..Zitat Ende.
Herr Halbgebauer, in seinem Amt als Präsident des UYCT , begrüßte alle Segler/innen, die mit den jeweiligen Fahnen ihrer Nationen und den selbst gedruckten T-Shirts, die einen Bezug zu ihren Segelbooten darstellen, sich auf dem Rathausplatz versammelten. Ebenfalls hieß Herr Bürgermeister Krapf, im Namen der Stadt Gmunden die Gäste herzlich willkommen und sprach zu den französischen Gästen freundliche Worte in ihrer Landessprache.
Es war ein farbenfrohes , sympathisches Bild der Nationen und Segler/innen. Das 42. kaiserlich u. königliche Infanterieregiment “Herzog von Cumberland“ , gegründet 1674, trat in historischen Uniformen aus dem 19. Jahrhundert an und feuerte aus einer Kanone zwei Salutschüsse über den See.
Anschließend gab Herr Bürgermeister einen Empfang im Rathaus. Man sah aus dem Fenster einen heftigen Regenschauer am Südende vom See, jedoch am Folgetag kam nicht er erhoffte Wind.
Am Mittwoch Morgen las ich in der Zeitung, dass am Nachmittag Wind und mit Niederschlägen zu rechnen sei, jedoch zeigte sich der See um 10:00 völlig windstill.
Frage : Wie bringt man bequem Bojen zur Markierung der Regattabahn aus, und dies bei einer Wassertiefe von 20 bis 120 Meter ? Der Traunsee ist an der tiefsten Stelle 204 Meter tief.
Ganz einfach: Es sind selbstfahrende Bojen, die über mittels GPS ihre einprogrammierte Position auf dem See finden und selbstständig über kleine Schiffspropeller nautische Position halten.
Weitere Infos bei einem vergleichbaren Hersteller: https://www.marksetbot.com/de/marksetbot-robotic-buoys/
Ich hörte am Steg, dass die fünf Bojen im Club sog. Spitznamen haben, zum Beispiel Pamela, Werner usw. Ob mit der pinkfarbenen Boje “Pamela”, die Pamela Anderson aus der Serie TV-Serie Bay Watch gemeint ist, oder eine andere Person aus dem öffentlichen Leben in Österreich, konnte ich nicht in Erfahrung bringen. Auf jeden Fall amüsierten sich die Vereinsmitglieder köstlich, wenn beim Start die Bojen mit dem Namen genannt werden – das sind jedoch interne Dinge vom Verein.
Am Nachmittag wurde dann doch um 13.30 gestartet. Es wurde eine Wettfahrt mit einem “up and down” Kurs gesegelt, bis der Wind dann völlig einschlief. Um 16:00 kam starker Regen auf, der bis zum Abend anhielt.
Donnerstag, der 6.7.2023 , oder der Tag der Entscheidung
morgens las ich in der Zeitung von dem Orkantief ( Poly) vom 5.7.2023 mit dem Zentrum über den Niederlanden. Die Isobaren des linksdrehenden Tiefs und einem sog. Trogkeil lagen eng zusammen, so das der Sturm, wie man ihn eigentlich nur vom Herbst kennt , seine zerstörerische Kraft voll entfalten konnte. Zwei Personen leider starben und es entstand viel Sachschaden vor Ort.
Wir hingegen haben im Süden am nördlichen Alpenrand davon nichts mitgekommen, jedoch labile Luftmassen an der Grenze der vers. Wettersysteme lagen am Alpenhauptkamm. Klar, und das lernt jeder Segelschüler gleich am Anfang , nur an der Grenze zwischen den unterschiedlichen Luftdrucksystemen kann sich der Wind entfalten.
Es war eine gute, wenn auch mutige Entscheidung der Regattaleitung die Wettfahrten ab 14:30 zu beginnen. Nur die Einheimischen vor Ort kennen ihren See, ferner gab es zu keiner Zeit eine Gefahrenlage (kein Warnblinklicht am Seerand ) ,obwohl die düsteren Sturmwolken von Süden bedrohlich aussahen.
Die Segelbedingungen waren : Windstärke 10 – 13 Knoten , gleich 4 Bft / 20 – 28 km/h und leicht brechende Wellen auf dem See.
Hier unseren aufrichtigen Dank an die Regattaleitung, welche die Lage perfekt eingeschätzt hat. Im Gegenteil, hätte die Regattaleitung sich zu ängstlich zurückgezogen, dann wäre die Weltmeisterschaft 2023 nicht zu Stande gekommen. Alles richtig gemacht – Respekt !
Freitag: So wie uns Rasmus ( der Gott der Meere und Winde ) am Donnerstag beschenkt hatte, so wenig Wind blies am Freitag ( und auch am Samstag ).
Das sensationelle Sommerhoch baute sich in Oberösterreich weiter auf und brachte uns und Spitzentemperaturen über 33 Grad.
Also kein Wind – woher auch ?
Die Siegerehrung am Samstag ab 15:00 war schön und alle Teilnehmer/innen haben sich ehrlich über den verdienten und fairen Sieg der folgenden Mannschaften gefreut.
Erster Platz der Gesamtwertung : Pol 77
Tranacki Piotr, Przybylski Piotr, Goralska Kasia
Zweiter Platz : Fra 21947
Mievlet Gaetan, Commissaire Sonathan, Salengros Francois
Dritter Platz : Pol 123
Manczak Piotr, Moszczynskie Natlia , Jedrychowicz Bartek
Wir, die Crew von der Rubin, auf dem Rang 27 haben “gnadenlos” das Regattafeld vor uns hergetrieben, aber wie sagt man beim Sport : Dabei sein ist Alles !
Am Samstag , am späten Nachmittag ( wie hätte es auch anders sein können ? ) kam nochmals ein leichter, sehr warmer Abendwind auf .
Wir haben die Chance in segelnder Weise genutzt, um uns vom schönen Traunsee zu verabschieden.
Fazit : Wir bedanken uns recht herzlich bei der Leitung ( und allen Helfer/innen) des UYCT, dass wir zu Gast sein durften und werden uns gerne an die tolle Regatta 2023 am Traunsee erinnern.
die Crew der Rubin, Skipper : Volker Strehlow + Freddi Buess , Klaus Wellmann
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