Bericht Niederlande – Karibik in den Niederlanden

Oosterschelde, vom 8.8.2025 bis 18.8.2025 (Volker Strehlow, ( Skipper ) Freddi Bues und Klaus Wellmann)

8.8.2025 Anfahrt und Kranen

Der Start in Hochheim erfolgte leicht verzögert erst um 8:00 , so dass wir trotz der üblichen Staus rund um Antwerpen um 14:45 in Yerseke ankamen. Glück gehabt, denn das Kranen war um 15:00 verabredet. Warum kranen ? Nun, man hätte auch trailern können , aber mit dem Salzwasser ist dies immer kritisch….und final ist es für die Funktion und Lebensdauer von Achsen und Bremsen nicht gut.

Letztlich waren es auch „zivile“ Preise. Soll heißen, rein + raus, zzgl. Standmiete für den leeren Trailer auf einem unbekannten Platz vom Hafenmeister für 220 € plus Trinkgeld.

Aber wie das immer so ist ?! Man ist von der Anfahrt eh müde und fertig , dann steht das Bootsgespann irgendwie „quer“ an einer Engstelle am Hafen beim Kran und wartet auf die Kommandos vom Hafenmeister . Und genau dann kommt natürlich :

1. ein LKW, der wenden will

2. ein Senioren (Doppel)Fahrrad, das sich durchquetschen will

3. ein Kinderwagen + Mammi, genau beim rückwärts rangieren unter der Hebevorrichtung

Stimmung pur und der Blutdruck steigt ! In Yerseke kann man im Ortskern das Restaurant t`Anker zum Abendessen empfehlen.

9.8.2025 , Alles für die Kats ( Katz ) + 10.8.2025 , Warten auf Freddi

Am Samstag fand die open-race „ Moussel-Regatta“ ( Muschelregatta) statt. Volker kämpfte schwer mit sich selbst, ob wir ggf. teilnehmen sollten, aber mangels Spi und wegen dem alten Groß, extra umgearbeitet mit Reffbändseln auf das Fahrtensegeln, haben wir dann doch nicht gemeldet.

Also haben wir Fahrräder, Tagespreis 20,00€ / Stück gemietet und sind , wie immer in Holland auf dem Deich gegen den strammen Wind geradelt. Oh, das kostete Kraft ! . Wo befindet sich das schönste Restaurant in der Gegend?

Hier !, nein dort !, oder vielleicht da hinten ? ,oder noch über die Zeelandbruk (Brücke) nach Richtung Zierikzee ? Also, am äußersten Ende der Rundtour bei Kats sollte es sein – dumm nur, das Kats ein kleiner Wohnort ( 470 Einwohner ) mit einer ehemaligen Werft ist. Was hilft es, zurück mit leerem Bauch, aber dafür hat der Wind uns geschoben. Gut so, denn wir waren ziemlich k.o.

In Tholen mit der schönen Altstadt (ein Muss für jeden Touristen ) haben wir über die „zivilen Preise“ in den Häfen gesprochen. Bei einer Bootslänge von 5,5 m und Breite von 2,4 m bekommt man eine Box für „Kleinfahrzeuge“ zugewiesen, was um die 17€ kostet. Mancher genervte Kroatien -Törnfahrer zahlt ca. das 5 fache . Warum eigentlich ?Antwort : weil die Leute kommen und es zahlen – so einfach ist das !

Quelle :www marina-zadar.hr , hier 0 bis 8,99 m = 76,50€ , Preise ab Dez 2023 für 2024

11.8.2025 , uffgesse !

Die Nacht war richtig kalt und ein Nebel hing selbst um 10 Uhr noch über dem Wasser. Bei höchster Ebbe liefen wir aus. Ein freundlicher Motorbootfahrer gab uns ein Zeichen, dass wir vor ihm auslaufen könnten. Die Ausfahrt des Sportbootshafen Yerseke ist verwirrend. Raus, den Hafenkai passierend und dann einen 90 Gradwinkel nach Osten, so dicht, dass man denkt man würde bei der Uferbefestigung auflaufen. Nee, wir kamen zu weit westlich ab und liefen etwas unsanft auf eine Sandbank auf. Nichts passiert, aber auch nicht zum Nachmachen empfohlen.

Anschließend haben wir konzentriert alle Bojen des Fahrweges nach Bruinisse mit den jeweiligen Nummern auf der Seekarte verfolgt! Gegen Mittag verschwand der Nebel und ein schöner Wind kam auf, was uns ein reines Genusssegeln nach Bruinisse, gelegen am Grevelinger Meer bescherte. An der Schleuse nach Bruinisse, mussten wir ca 1 Stunde Geduld haben, die wir zum Schwätzen mit anderen Seglern nutzten.

Erst dachte ich, dass das Restaurant am Hafen von Bruinisse , ca. 1.000 Liegeplätze, ein typisches Touristenlokal sei. Nein , das „Sailor’s Inn“ ist gut und mit gutem Preis/Leistungsverhältnis. Überhaupt, das Essengehen in Holland im Sommer ist anders als von uns gewohnt. Will man etwas Gutes mit ein paar Bierchen, dann ist man mit ca. 40-45 €/Person dabei.

Achtung! Rechtzeitig um 18 -19 Uhr gehen, weil später gibt es nichts mehr zu essen. Wenn man alternativ in der sog. Frittenbude landet, dann gibt es fettiges, dick paniertes „Irgendetwas “ , was eigentlich nur eklig ist und auch ca. 13 € / Person kostet. Fazit : Finger weg !

12.8.2025 Grevelinger Meer bei brütender Hitze

Hinweis: In allen Häfen , mal den winzigen Stadthafen von Goes ausgenommen, findet man auch in der Hochsaison mit einem Microcupper problemlos einen Liegeplatz. Wieder ein weiteres Argument für die Attraktivität unserer Bootsklasse !

Wer aber auf Nummer sicher gehen will , der/die schützt sein breites Schiff im Hafen mit Fendern (das ist normal) , einem Fenderschoner ( das ist hart ) und einer Schutzdecke gegen die Fenderschoner ( das ist krank) – siehe Bild.

Das Grevelinger Meer ist schön, jedoch müssen die engen Fahrrinnen strikt beachtet werden, denn ein freies Segeln , hier kreuz und quer über den Teich , ist selbst für unsere Bootsklasse nicht möglich. Was man allerdings mit einer 40 Fuss Jacht, Baujahr 2005 , für schlappe 200.000€ dort anfangen soll, dies soll mir mal der örtliche Jachthandel erklären ?!

13.8. 2025 auf dem Weg in die Museumsstadt Zierikzee.

Schleusen ist eigentlich nichts Aufregendes, aber in der Hochsaison schon. Da hat es beispielsweise die beliebten Motorkreuzer, vor denen man sich in Acht nehmen sollte.

Achtung : Das auffordernde Zeichen , ich nehme Deine Leine an, bedeutet nicht unbedingt, dass die Person die Leine auch haben will ….ferner kann es sein, dass diese wieder ins Wasser herunter geworfen wird !

Achtung : Das Anfassen der Stangen der Reling wird mit einem sofortigen Wegwischen der eventuellen Fingerabdrücke am Edelstahl vom Eigner geahndet !

Achtung : Geht dann endlich das Schleusentor auf, muss Papi seiner Liebsten zeigen, was er ein toller Kerl ist, und schiebt den Gashebel durch!

Ein anderer holländischer Segler sah die Situation und machte uns das Zeichen mit der typischen Handbewegung vor den Augen: …wie, der Typ hat völlig den Verstand verloren… Für einen Microcupper ist die Brückendurchfahrt unter der Zeelandbrug überhaupt kein Problem, wer trotzdem Bedenken hat, muss sich in die Flotte der wartenden Segler einordnen, bis die Ziehbrücke aufmacht. Die Zeelandbrücke ist ein beeindruckendes Bauwerk von über fünfKilometern Länge mit 50 Pfeilern mit einem Pfeilerachsabstand von 95m.

Das Stadtmuseum in Zierikzee ist sehr interessant und kann ich nur empfehlen.

14.8.2025, Ziel Middelburg

bei kräftigen Wind ca. satten 5 bft schaukelten wir unter Reff zur Schleuse zum Veerse Meer. Das Veerse Meer im vorderen Teil , nun man muss es mögen (?) , ist auf der nördlichen Seite mit Campingplätzen, kleinen Wohnmodulen und „water-fun-park“ stark bebaut. Ein enormer Bootsverkehr von Allem, was irgendwie bei dem Traumwetter ein Wasserfahrzeug ist, machte uns ein Segeln fast unmöglich. Die Südseite ist eher flach und mit großen Naturschutzgebieten gesperrt. Unweit der Stadt Veere mit der schönen historischen Hafeneinfahrt gibt es ein Wohnpark mit vielen Luxushäusern, geschätzt im oberen 1-2 Millionenbereich.

Uns hat das ganze Veerse Meer, wie ein einziges Disneyland mit seiner engen Fahrrinne zum Segeln, nicht gefallen. Am Ende vom Veerse Meer , dort wo der Abschlussdeich zur Nordsee gebaut wurde, gibt es einen kleineren Hafen, WV-Arne. Dort haben wir die RUBIN festgemacht und fuhren dann mit dem Auto nach Middelburg. Tel +31 (0) 118-638861, Hafenmeister. Morgens hatten wir das Glück, dass der Wochenmarkt in Middelburg war.

Einschub zur Erklärung : Anfangs bestand die Befürchtung, dass man möglicherweise wegen der Hochsaison für die RUBIN (Länge 5,5 m ) keinen Liegeplatz bekommt. Dies war nie der Fall, jedoch für größere Jachten mit 10 Meter und mehr will ich keine Garantie geben!

Tatsächlich ist jedoch das Fahren mit dem Boot durch die Kanäle zu den wunderschönen mittelalterlichen Städtchen, wie Middelburg oder Goes ( liegen im Landesinneren) nicht zu empfehlen. Wenn man Pech hat, dann hängt man lange vor irgendeiner Zugbrücke fest, nie wissend wann das Ding eigentlich öffnet. Hier ist es praktisch, wenn man auf das eigene Auto umsteigen kann! Das erfordert jedoch auch, dass man mindestens zwei eigene Autos vor Ort hat.

Das hat Vor- und Nachteile. Ein Nachteil ist der Zeitaufwand die Autos nachzuführen.

15.8.2025, Ziel Goes

wieder das Veerse Meer in Richtung Schleuse abgefahren, nicht Aufregendes, wäre da nicht der belgische Segler gewesen, der uns, als wir im Bereich vor der Schleuse vertäut lagen, bei seiner Wende den Motor beinahe „abgefahren“ hätte. Sein Heckspiegel kam uns immer näher, „bumm und knirsch“ …Volker rief mir noch die Mahnung zu , auf keinen Fall zu versuchen mit den Händen das Schiff fernzuhalten – und das war‘s .

Unser Außenborder hatte es wider erwartend überlebt und der Belgier tat so, als wäre nichts an dem schönen Sommertag passiert. Okay; andere Länder, andere Sitten ; keep cool….

Wieder auf dem freien Wasser der Oosterschelde sind wir bei auflandigem Wind aus Nord und steigender Flut, bei richtigen Kreuzwellen in Richtung Goes „gestampft“ Auch nett ! Die Rubin nahm etwas Wasser über den Kielkasten auf, der Skipper hatte hier überflüssige Dichtungen eingespart, aber wann segelt die RUBIN schon durch fast 1m Welle – auf dem Main jedenfalls nicht !Der schönste Hafen des Törns war der Hansa watersport & recreatcie , www. hansawatersport.nl

mit dem tollen Restaurant „Het loze Vissertje“ (der müßige Fischer) unweit von Wilhelminadorp. Hinter der alten Schleuse gelegen, konnte man herrlich essen und die erlittenen Dramen der Ereignisse vor/in/hinter der Schleusenkammer vergessen. Zum Glück gibt es das gängige „Heineken Bier“ auch alkoholfrei, von dem wir einige Runden brauchten.

Die Nacht haben wir in einem alten, hochherrschaftlichen Patrizierhaus in Goes verbracht.
Ohne Taschenlampe vom Mobil, jedoch für Kopf und Beine gefährlich. Entweder man läuft vor einen Holzbalken in Augenhöhe, oder man fällt einen Absatz herunter , oder herauf.

Barierefreiheit war im Mittelalter noch kein Thema! Die Lage direkt und der Blick auf den Hafen war ein Traum.

16.8.2025 Flottenparade der Berufsfischer in Yerseke

So wie es üblich ist, dass hochgestellte Personen bei der Marine beim Einlaufen in den Heimathafen mit einer Flottenparade begrüßt und geehrt werden, wurde uns drei als VIP-Segler dies ebenfalls zu Teil. Wau !

Sorry übertrieben, die Wahrheit war eher, dass im Rahmen der Kerb in Yerseke die Touristen auf 12 großen Fischerschiffen , mit Flaggen und Wimpeln reich geschmückt, einmal auf das Meer und retour gefahren wurden.

Egal, wir haben uns gefühlt wie Kaiser Wilhelm II persönlich bei der Kieler Woche. Anstelle von Ehrensalut schmetterte eine Blaskapelle uns fröhliche Weisen zu und das Anlegerbier tranken wir anschließend auf dem Rummelplatz. Angeboten wurde alles was das Meer so hergibt angefangen von „Mosseln,Oesters, Kibbeling“.

17.8.2025 die Fahrt nach Antwerpen

Die Nacht haben wir in Bergen op Zoom verbracht und fuhren zur Stadtbesichtigung nach Antwerpen. Hinweis : niemand Unbefugtes kommt hinein und Alles videoüberwacht – 100 mal besser als ein aufgebrochener Wagen. Ja , selbst der Hotelier hatte uns gewarnt, stets das Portemonnaie und das Handy stets in Sicherheit zu halten.

Das „Museum aan de Stroom“ muss nicht sein, aber der Blick von der obersten Besucherteraase über die Stadt ist genial. Die Ausstellungsräume des 62 Meter hohen Museumsturms sind über zehn Etagen in Containern , oder „Boxen“ gestapelt. Die Fassade des Museums aus rötlichem indischem Sandstein und gewelltem Glas, was imposant aussieht.

Achtung Touristenfalle : Was als Hafenrundfahrt mit der Barkasse angeboten wird, ist im Grunde das Abfahren von leeren Hafenbecken, weil der eigentliche Warenumschlag mit ca. 231 Mio. Tonnen / Jahr findet weit vor der Stadt, nur schemenhaft (zusammen mit dem zweitgrößten Chemieindustriepark der Welt) am Horizont erkennbar, statt.

18.8.2025 Kranen und Heimfahrt

Zusammenfassend kann ich sagen, dass es ein herrlicher Törn war. Die niederländische Infrastruktur für Segler ist ideal ( wenn auch mit Sicherheit mit hohen Kosten verbunden), aber wie z.B. die Gratisexemplare „De Havengids“ ( Hafenführer ) und andere Annehmlichkeiten, wie exzellente Häfen usw. wollen/müssen auch finanziert sein.

Etappenlängen (circa / ohne Kreuzen):

-Yerseke – Brunisse: 27sm

-Gevelingermeer: 24sm

-Brunisse – Zierikzee: 23sm

-Zierikzee – Oosterwatering (WV-Arne): 31sm

-Oosterwatering (WV-Arne) – Goes (Hansa): 20sm

-Goes (Hansa) – Yerseke: 10sm

Gesamt: 135sm (ohne Kreuzen)

Geschätzt zurückgelegte Strecke (mit Kreuzen) über 160sm

gez. Klaus Wellmann