von Bischberg , Flusskilometer 383 ( bei Bamberg ) bis Ochsenfurt, Flusskilometer 271 ( bei Würzburg )

von Volker Strehlow, Freddi Buess und Klaus Wellmann

Die Idee zu einer solchen Fahrt entstand schon vor Jahren bei der Rückfahrt Altmühlsee, entlang am Main zur Autobahnauffahrt Würzburg, aber mit mit der praktischen Umsetzung hat es dann lange gedauert.

Erst Corona usw. und die Frage, wo man billig und in der Nähe einen gebrauchten niedrigeren Mast  für die Rubin aus der Microcupper Klasse kaufen kann , verzögerte das Projekt.

Volker meinte, dass man einen „Schrott-420er“ kaufen sollte, um den Mast +Baum und Segel zu erhalten, aber niemand sollte so recht an das Thema heran – wer hat schon Interesse einen 420er zu entsorgen ? Der Zufall wollte es, dass jemand im Frühjahr 2022 in Hofheim einen Mast + Baum , incl. Segel zum Verkauf angeboten hatte.

Eigentlich eine traurige Geschichte. Ein wunderbar handwerklich selbstgebauter Strandkatamaran mit Takelage war der ganze Stolz des Verkäufers, aber die „Kiste“ ist nie vernünftig gelaufen… ( nur maximal bei halbem Wind)

Warum? Die Kufen müssen asymmetrisch geformt sein, also innen steiler als außen, sonst läuft der Katamaran keine Höhe am Wind. Irgendwann hatte der Bastler dann die Lust am Segeln verloren… den Rest hat dann die Flex „niedergemacht“ und erledigt ?! 

Gut, die Takelage also für kleines Geld gekauft, jedoch musste der Mastfuss von Volker umgearbeitet werden. Volker hatte früher mal eine Metallausbildung und somit war das Wechseln  und Neubestellen der Wanten für ihn ebenfalls ein Muss. 

So viel zum Thema : Grundausstattung eines Regattaschiffes als Umbau zum Flussboot

Noch im Januar haben wir drei darüber diskutiert, ob man ein kleines Schlauchboot-Dinghi  braucht um Anlanden zu können an Stellen, wo es keine Uferbefestigung gibt, jedoch eine schöne Kneipe am Ufer zum Verweilen lockt…

Die Antwort vorweg – nein, es ist nicht nötig , aber trotzdem hatten wir ein Familienschlauchboot für vier Personen dabei . Das lag seit vielen Jahren ungenutzt auf meinem Speicher.

Ich will mich in der (Detail) Beschreibung der Route,  die einzelnen Orte und die Brücken kurz halten, hier ein paar sehr nützliche Adressen/ Telefonnummern der Schleusen, Clubs mit Gastliegeplätzen und Flussführer.

  • ELWIS.de ( Main ) + WSV.de ( Wasser-und Schiffahrtsverwaltung des Bundes)
  • BMYV. de ( Bayrischer Motor Yacht Verband ), dann Mitglieder, dann Main
  • Flusshandbuch Main (ISBN -13 : 978-3884122167
  • faltboot.org

Einschub: Bei Bamberg trinkt man das sog. Rauchbier als lokale Spezialität. Es riecht nach geräuchertem Fleisch, schmeckt streng und „schreit“ nicht nach einer zweiten Runde…also Eins reicht zum Kennenlernen und für den Rest des Lebens. ( ..ein richtiger Bamberger urteilt natürlich anders.. )

Erster Tag – oder Freddi tanzt den Mast Cha-Cha-Cha

– im strömenden Regen das Boot aufgeriggt,

– im strömenden Regen losgefahren,

-im strömenden Regen die erste Schleuse passiert …

nicht sonderlich aufregend , bis auf die Kleinigkeit, dass uns der ausgeliehene Handbootshaken des freundlichen Hafenmeisters der Marina Trosdorf wirklich sehr nützlich war. Kein „Herumstechen“  mit einer langen Bootsstange an den glitschig veralgten Leitern in der Schleuse  auf dem engen Boot – nein, klein und handlich und sehr praktisch war das Teil.

Wie gesagt, der Regen ( auch dieser, der vorhergehenden Tage)  brachte das Hochwasser der Stufe 2 an den Main und somit waren eigentlich alle Höhenangaben der Durchfahrtshöhe unter den Brücken nicht mehr zu gebrauchen.

Was bitte ist die Mittlere Wasserstandshöhe, wenn die Grasnarben am Ufer schon tief  im Wasser stehen ? Jede Durchfahrt unter den Brücken wurde zur Nervenanspannung für den Skipper, der sich dann entschloss für den Rest des Tages den verkürzten Mast zu legen, weil die Limbachbrücke in Eltmann schafften wir nur knapp mit extremer Krängung.

Das Mastlegen wäre beinahe „schief“ gegangen. Der Mast legt sich zur Seite, das Boot krängte damit auch zur Seite und Freddi konnte sich nicht mehr halten. Der eine Fuss war bereits schon über der Bordwand und so konnte Volker nur mit  beherztem Zugreifen mit links den Mast retten und mit rechts Freddi an der Jacke festhalten….

Gemäß der Regel: eine Hand für‘s Schiff , die andere Hand für die Mannschaft. Nach drei Schleusen, dem Dauerregen und der beschriebenen Tanzeinlage legten wir dann in Haßfurt im Gewerbehafenbecken ( Malzfabrik ) an. Nur ca. 400 m vom Hafen entfernt liegt das historische Gasthaus : Zum Walfisch Hallo ? 500 Jahre altes Haus ( okay, kein 5 Sterne Hotel mit Sauna,Wellness und pool ), aber mit Charme. Wieso der merkwürdige Name ? Ganz einfach , so erklärte die Chefin. Eigentlich hieß das Haus : zum Wallfisch und das kommt von Wallfahrt/ Pilgern , ferner durften die Gläubigen vor der Einsegnung kein Fleisch essen. ( also eben Fisch ) Erst später ( vor 150 Jahren ) hat dann irgendwer das Gasthauslogo ( den Walfisch ) entworfen. Bewundern konnten wir einen 500 Jahre alten Holzpfeiler und einen 100 Jahre alten Holzpfeiler ,der in dem historischen Restaurant vom damaligen Wirt selbst gedrechselt wurde.

Zweiter Tag – richtig entspannend.

die Chefin vom Walfisch wollte es nicht glauben und so haben wir ihr ein Bild der Rubin mit stehendem Mast gesendet, damit sie den Seglern vom Stammtisch beweisen kann: jawohl, man kann auf dem Main segeln ( wenn man will !? )

Der Fluss ist jedoch noch hinter der Staustufe sehr schmal, der Geruch von blühendem Flieder und Waldmeister zog über den Fluss, vorbei an alten Burgen haben wir sogar für zwei Stunden  die Segel gesetzt. Die Rubin war brav in ihrem Element. Die Passage bei Schweinfurt ist eher langweilig und in dem kleinen Ort Wipfeld kamen wir im Gasthaus Ankerstube unter. Im Sportboothafen wurden wir freundlich empfangen und am Abend trafen wir die Dauercamper beim einheimischen fränkischen Wein wieder und es wurden Erlebnisse rund um das Thema Wassersport ausgetauscht – einfach nett ! Ein Abendspaziergang mit dem Blick auf das gegenüberliegende Kloster ,die Weinberge und in der Ferne die Stadt Schweinfurt beendete den Tag.

Dritter Tag – oder die beinahe-Katastrophe in der Schleuse Dettelbach

Die Strömung und der Wind brachte uns in den Main-Schleifen weiter bis Volkach-Astheim. Hier trennt sich ein Altmainarm ab, der wegen der geringen Wassertiefe von 30 cm für uns nicht befahrbar war. Oder wegen dem Hochwasser mit Paddeln doch (?) – nein, kein Risiko wollten wir eingehen. Das Warten von einer Stunde hingegen vor der Berufsschiffahrtsschleuse….. war nervig, besonders der Seitenwind machte dem wartenden Frachter und uns zu schaffen.

Beeindruckend : das Doppel-Schleusenbecken Volkach-Gerlachhausen hat eine Länge von 300m und 13 m Breite. die Höhendifferenz beträgt ca. 6,50m = sagen wir : 25.350 m³ gleich 25.350.000 Liter. Wenn man davon ausgeht, dass ein vier Personenhaushalt durchschnittlich 186 cbm Wasser in 365 Tagen verbraucht, dann entspricht das 136 Haushalten / Jahr ( Verbrauchszahlen aus dem Internet)

 Ihre lieben Leute, wir müssen alle Wasser sparen!

Die Schleuse Dettelbach war nicht besonders aufregend, bis plötzlich ein kleiner Hirschbock vor unseren Augen ins Wasser sprang ….. Was tun ? Das Wasser wurde im Becken abgelassen und das Tier schwamm aufgeregt vor dem Tor hin und her. Dann schwamm es an uns ( wir waren die Einzigen im Schleusenbecken ) vorbei und konnte sich am hinten Tor auf ein Brett stellen und zitternd verschnaufen.

Zuerst informierte Freddi den Schleusenwärter von unserer Absicht den Bock aus der Schleuse zu treiben. Der gab uns den Hinweis mittels Lautsprecher auf den Trempel zu achten. Wir versuchten vergeblich das Tier nach vorne zum Torausgang zu verscheuchen – erfolglos. Wir  riefen den Schleusenwärter wieder an und teilten Ihm mit, dass wir es nicht schaffen. Darauf hin  wollte er den Bock mit Wasserdruck „herausspülen“.   Wir konnten nicht mit Gewissheit sagen, was dann passiert ist , da wir weiter fuhren, aber die Stimmung war gedrückt an Bord. Erst bei der nächsten Schleuse bei der wir uns anmeldeten , teilte uns der Schleusenwärter ( einer ist für mehrere Schleusen zuständig ), dass die Feuerwehr das Tier gerettet hätte.

Wir alle lieben das Wasser, aber Wasser hat keine Balken ! Nur ; eine Schleuse ist kein Kinderspielplatz und ist auch schon in sich gefährlich ! Eine saublöde Situation. Nach dem erlösenden Anruf konnten wir dann das Stadtpanorama von Kitzingen, Sulzfeld und Marktbreit genießen. Bein SJN (Seglerjungenschaft Nürnberg e.V) wurden wir freundlich zu einem Gastliegeplatz gewiesen. Problem : Mit ( und nicht gegen die Strömung ) anzulegen ist ungeschickt, aber wegen dem „Herumgestikulieren“ der hilfsbereiten Personen ist es nun einmal so passiert… Jeder Steuermann hätte so reagiert. Ich bin beim Festmachen auf einen Halbring im Beton getreten, gestürzt , was mir einen gestauchten Finger und ein blutiges Knie einbrachte – eben großes Hafenkino für ARD und ZDF ; bitte Platz zunehmen in der ersten Reihe !

Fazit : Flusswandern ist schön . Historische Städte, tolle Landschaft, fränkischer Wein, Bier und Speisen.

Hat man dann noch Glück mit den Wasserständen im Main, ein bisschen Wind zum Segeln und man findet leicht ein Zimmer ( in den Monaten Juni-September) ist dies eher schwierig, weil dann die ganzen Radfahrer kommen…. so war es für uns perfekt.

Nächstes Jahr fahren wir dann den Main weiter, von Ochsenfurt bis nach Aschaffenburg mit

dem finalen Ziel , dem Segelclub Hochheim.

Jeder der ebenfalls eine Mainfahrt vor hat sollte darauf eingestellt sein, dass er bei der Fahrt mehrfach den Mast legen muss!

 geschrieben von Klaus Wellmann